Glücksfall Pechsee 🇩🇪

Berlin

Wir gehen heute in den Grunewald. Am Pappelplatz stellen wir unser Auto ab. Ich hatte nicht erwartet, so viele Leute hier zu sehen. Der Weg ist gut gefüllt. Viele versuchen allenthalben, sich nicht zu nahezukommen. Dazu musst du natürlich irgendwie versuchen, in der gleichen Geschwindigkeit zu laufen. Nachdem wir die Bezirksgärtnerei hinter uns gelassen haben, folgen wir weiter dem breiten Weg.Hier so mitten im Wald war offensichtlich mal eine Sandgrube. Als der Abbau aufgrund des Erreichens des Grundwasserpegels eingestellt wurde, hinterließ man sie so, wie sie gerade war. Heute ist sie Teil des Naturschutzgebietes, Heimat einer kargen Vegetation und natürlich beliebt bei den Kleinen und Großen.

Wir gehen nicht hinunter. Uns steht es nach mehr Grün und Ruhe. So schlagen wir uns gegenüber in den Wald. Die jungen Kastanien präsentieren ihre Blüten.

Kaum ein paar Meter durch diesen Wald erreichen wir den Teufelssee. Diese kleine abflusslose Lake bietet in den Sommermonaten Gelegenheit zum Baden. Nicht erwartet hatte ich, dass uns heuer eine gänzlich Unbekleidete aus den Fluten entgegen steigt. Im Hintergrund ist das älteste Wasserwerk Berlins, welches nun schon seit 51 Jahren stillgelegt. Darüber in der Ferne thront die Abhörstation, welche gleichfalls nicht mehr ihrer ursprünglichen Bestimmung folgt.

Wir gehen Richtung Südwesten. Plötzlich sind wir allein. Nicht gänzlich ohne etwas. Die Bäume sind schon noch da. Auch die unzähligen Vögel, welche sich leider nur durch ihren Gesang erkenntlich zeigen. Es fehlen die Menschen – oder besser gesagt fehlen sie uns nicht. Die Sonne strahlt durchs junge Grün. So waldbadend kommen wir in den Bereich „Alte Saubucht“.  Der Pechsee, eigentlich heute nur noch ein Moor, liegt einsam im Walde. Wir fragen uns, was das mit dem Namen so auf sich haben könnt. Dann lesen wir an der Tafel – Glücksfall Pechsee. Wir schauen uns an und lächeln. Was da jedem durch den Kopf geht, wird sicher abhängig sein von seiner momentanen Situation und seinen daraus folgenden Bedürfnissen. Wie auch immer. Finale Lösungsmöglichkeiten sind vorhanden, wie auch genau das Gegenteil. Genial – find ich.

Von hier aus folgen wir ein wenig mehr unserer Nase denn dem Weg und streifen Felder von Maiglöckchen.

Ein kleiner, bei den Kröten offensichtlich sehr beliebter Tümpel, kreuzt unseren Weg. Zum Baden lädt er nicht ein. Jedenfalls nicht mich. Über dem See scheint es zu schneien. Millionen von Pusteblumensamen schweben ein.

Die alten ehrfürchtigen Eichen säumen unseren Weg und halten allen Unbill fern. Der Barssee war wohl früher mal ein solcher und gleichsam beliebtes Ausflugsziel. Heute ist er gleich dem Pechsee nur noch eine kleine morastige Fläche. Das Grundwasser ist sehr gesunken. Ob dies durch die Entnahme von Grundwasser passierte oder was sich änderte, seitdem diese eiszeitliche Rinne geschaffen wurde, ist umstritten. Alle Versuche den See wieder zu füllen, scheiterten.

Wir queren das Dahlemer Feld. Diese Heidelandschaft in dem sonst so geschlossenen Wald lässt ein wenig mehr Raum, den Blick schweifen zu lassen.

Der Bäume Blüte verzückt.

Wir sind jetzt nahe an unserem Auto und siehe da – die Baumschule hat schon wieder geöffnet. Nicht ganz sicher bin ich mir, ob der geforderte Abstand wird eingehalten.

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