Col de Forclaz: In der Nacht regnet es. Ein Donnergrollen schallt durchs Tal. Meine Gedanken kreisen um den Weg den Berg herunter. Nach der gestrigen Aktion schwant mir böses. So schlafe ich unruhig. Am Morgen ziehen dichte Wolken um den Bus. Ab und zu lichtet es sich und der Blick auf den Gletscher wird freigegeben. Das ist ein Anblick. Dann sind die Wolken weg. Es treibt mich hinaus. Rundherum Berge. Scharfzackig kratzen sie am blauen Himmel.
Ich bereite das Frühstück und nun möchte ich gleich den Höllenritt probieren. Die Wanderer mit den Zelten neben uns sind meistenteils schon auf dem Weg. So kann ich gefahrlos auf dem engen Grad wenden. Dann vorsichtig hinab. Wie erleichtert ich war, als ich dann unten. Nicht das kleinste Problem. Wir packen die Kamera ein und machen uns auf den Weg auf den Mont de l’Arpille. 🌍 Es soll eine leichte Wanderung sein. Schon auf den ersten Metern wird mir klar, dass ich meinen Körper auf Gamsmode schalten sollt. Ganz einfach fällt es nicht. GG ist zu so früher Stunde auch noch nicht umschaltbar. Erst einmal geht der Weg über Stock und Stein durch den Wald.
Wolken durchziehen diesen und mir schwant nichts sehen zu können, sollten wir den Gipfel erreichen.
Jeder vermeidliche Aussichtspunkt zeigt nur wattige schwabende Wolken. Das sieht auch nicht schlecht aus, ist aber nicht unser Grund einen Berg zu erklimmen. Rehe ziehen hab sichtbar durch die kleinen Lichtungen. Ich sende einen Wunsch in den Kummerkasten des Universums. Nur einen kleinen Augenblick wolkenfrei, wenn ich den Gipfel erreiche. Nach knapp 1,5 Stunden sind wir nahe dem Gipfel und 500 Meter höher. 5,5 Höhenmeter in der Minute als anspruchslos zu bezeichnen kann auch nur einem Schweitzer einfallen, denke ich bei mir. Da trifft mich plötzlich ein Sonnenstrahl.
Ich schau nach oben und die Wolkendecke reißt auf. Immer größer reißt das Loch. Die Berge rundherum werden noch immer umspielt, doch die Facetten sind schon gut zu erkennen.
Dann erblicke ich das ewige Eis. Faszinierend und erhaben.
Doch auch ewig scheint ein endlich Ende zu haben. Der Mensch macht’s möglich. Schade, was werden meine Enkel denken, wenn ich davon erzähl.
Runter rechnen sie offensichtlich anders. Da werden aus 1.5h schnell mal 1.08h. Kann auch sein, das sie beim Hinweg länger einplanten für den Sex mit Meylan. Ich denke so darüber nach wie es war gewesen – also so mit Meylan – und komisch, ich kann mich nicht erinnern. Das Alter – womöglich.
Zurück wählen wir den kleinen Umweg den Kamm entlang.
Noch immer hält sich das Wolkenloch über uns, wenngleich nun ein paar Wolken anfangen die Millionen Blaubeeren um uns herum mit ihren Wassern zu benetzen und zu waschen. Dicke Tropfen hängen in ihnen. Am Ende des Kammes steigen wir ab.
Es geht noch steiler herunter als hinauf. Deutlich spüren wir unsere Knie, als wir unten ankommen. Da wir so schön stehen entscheiden wir uns dieses noch auszudehnen und unser Mittag zuzubereiten. Folgend fahren wir die Serpentinen hinab nach Trient.
Ich habe meine Wanderlust heut noch nicht vollends gestillt und so bin ich hoch erfreut, als GG etwas von einem dunklen Canon erzählt, welche auf dem Wege liegt. (Grotte aux Nymphes) 🌍 Nun gut. Es sind noch einmal 180 Höhen Meter in 30 Minuten. GG verzagt bei dem Gedanken. Mich hat‘s gepackt. So schnappe ich meine Kamera und steige ab.
Kaum ein Meter waagerecht führt der Weg. Immer lauter wird der Fluss. Immer wieder denke ich bald unten zu sein. Doch dann öffnet sich der Blick und ich schaue in den noch immer endlos erscheinenden Abgrund.
Kurz vor seinem Ende geht der Weg direkt an des Felsens Abtrünnigkeit bis zu einer Kaskade . Wasser stürzen sich unter lautem Getöse in den Grund und schmirgeln beharrlich Formen in den Stein.
Ein klein wenig weiter runter führt ein Teil des Weges. Erst ist es stockdunkel. Dann sieht man den Fluss in diese Grotte stürzen. Gut und nun wieder eilends bergan und weiter den ganzen Weg nach oben.
Wir folgen der Straße bis Chamonix. 🌍 Hier steppt der Bär. Viel Verkehr und viele Leute. Wir fahren auf einen verwinkelten Parkplatz vom Supermarkt, kaufen ein und sind froh, den Bus wieder heraus manövriert zu haben. Mir reicht’s eigentlich. Am Stadtrand finden wir einen 24 Stunden Parkplatz. Nun erst mal beraten. Zu Fuß schlendern wir zurück in die Stadt.
Am Bahnhof der Zahnradbahn ist keiner mehr. So gehen wir zur Touristinformation. Eine Schlange steht bis draußen. Na egal. Wir brauchen Informationen. Pünktlich bei Toreschluss sind wir drann und ergattern noch ein paar Informationen. Größtenteils die, dass morgen und übermorgen das Wetter nicht so toll sein wird. Eventuell noch Vormittags. Was nun?
Erst einmal fahren wir Richtung Schweitz zurück und finden schon im nächsten Ort einen Parkplatz an einem kleinen See. Hier bleiben wir. Mal sehen was der Tag morgen bringt.
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