11 Bordkarten & 2 Zugtickets
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Joe: Wir sind heute Vormittag nach Porto Alegre gefahren. Dort findet Sonntagmorgens ein Flohmarkt statt. Ich denke, die halbe Stadt ist dort versammelt. Nicht, dass es zu voll wäre, aber es sieht aus wie auf dem Corso.
Wie auch bei uns wird da hauptsächlich Zeugs verkauft, was keiner wirklich braucht, es sei denn, er möchte den anfallenden Grobstaub auf diesen Objekten zwischenlagern. Angenehm war es, weil der Markt in dem Stadtpark unter den großen Bäumen stattfand. Zu den Buden gesellten sich noch einige Musiker, die sich hier verdingen, um ein wenig liquide Mittel der Umherziehenden abzuschöpfen.
Hundefasching mit Prämierung war so das Merkwürdigste, was ich dort gesehen hab. Prinzipiell sind die Brasilianer sehr Hundeaffin. Wenn du mit jemandem quatschen möchtest, und du auch sprachtechnisch in der Lage dazu bist, borg Dir einen Hund, und du bist keine Minute allein. Unsere Gastgeber machten uns das vor. Unser Gastgeber wollte uns noch den Blick auf die Stadt von einer anderen Perspektive zeigen. Für die Leute hier ist immer alles nicht weit.
Wir machten uns auf, um auf die andere Seite des Deltas zu fahren. Das geht bei weitem nicht so schnell, weil man einen Riesenumweg fahren muss. Von dort hatte man dann einen Blick auf die Stadt und die Bucht.
Wir hatten noch die Idee, ein Rodeo zu besuchen. Zurück im Apartment nahmen wir nur einen kurzen Snack zu uns, um dann gleich weiterzufahren. (Portão)
Gauchos sind stolz, solche zu sein. Die eine Form des Wettkampfes ist, einen Bullen mit dem Lasso zu fangen und in eine dafür vorgesehene Bucht zu treiben.
Wie das Lasso den Bullen umschließt und wie schnell das Ganze passiert, trägt zu der Bewertung bei. Dazu kommt aus dem Lautsprecher ständig eine Art von Kommentar in einer Geschwindigkeit, die es eigentlich nicht zulässt, selbst mit voller Konzentration das Wort vom anderen zu unterscheiden, geschweige denn, auf irgendeine Art zu verarbeiten. Eine andere Form des Wettkampfes ist es, so lange wie möglich auf dem Rücken eines Pferdes zu bleiben.
Die Frauen ´Prendas´ (Bewahrinnen der Gauchokultur) messen sich auch. Erst dachte ich ja, sie werden für ihr Aussehen prämiert. Mitnichten. Das Wissen um die Tradition eines bestimmten Gebietes ist hier der Gegenstand der Bewertung. Wir waren leider etwas zu spät, um deren Tanzdarbietung zu verfolgen. Die Schwester unseres Gastgebers ist mit stolzen 17 schon die erste Dame des Hauses und animierte die Frauen und Herren nochmals exklusiv für uns, einen Tanz aufzuführen.
Absolut bezaubernd. Sobald dann der Fotoapparat zum Einsatz kommt – ein strahlendes Lächeln. Die Brasilianer lassen sich gerne auf SD Karte festhalten. Sie posieren dafür ungefragt sooft wie möglich. In dem Falle, dass sie denken, du hast ein Foto gemacht, auf welchem sie noch nicht die bestmögliche Position oder Gesichtsausdruck angenommen haben, fordern sie dich auf, noch ein Foto zu machen, wenn sie bereit sind. Ein Mann sprach uns in einem komischen deutschen Dialekt an. Seine Vorfahren kamen aus dem Hundsrück. Er suchte eine Gelegenheit, mal deutsch zu sprechen. Seinen Kindern hat er zwar ermöglicht, deutsch zu lernen, befindet aber seinen Umgang mit der Sprache so schlecht, dass er nicht mit ihnen redet, um ihr Deutsch nicht zu beeinflussen. Es hat jedenfalls viel Spass gemacht und wir sind gut aufgenommen worden, wobei wir uns auch ab und zu wie spezielle Gäste fühlten. Ich gehe sicherlich nicht falsch in der Annahme, dass hier nicht so viele aus der alten Heimat aufschlagen. Zuhause angekommen ließ es sich unser Gastgeber nicht nehmen nochmals zu grillen. Sehr lecker.
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